Anreizsysteme und Ökonomie des Data Sharing (Incentives and Economics of Data Sharing - IEDS)

Das Potenzial von Daten voll ausschöpfen und gewinnbringend an unternehmensübergreifenden Daten-Ökosystemen teilhaben

© Violka08 - iStock

Herausforderung

In Zuge von Industrie 4.0, Big Data, Künstlicher Intelligenz und dem Internet-of-Things gewinnen Daten in praktisch allen Wirtschaftszweigen an Bedeutung. Viele Unternehmen verfügen über Datenressourcen (z. B. Sensordaten aus Produktionsmaschinen, Produktdaten oder Lieferantendaten), nutzen deren Potenzial jedoch nicht vollständig aus. Dies liegt zum einen daran, dass der Wert der Daten nicht erkannt wird, zum anderen bestehen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und des Teilens von geistigem Eigentum. Dabei bietet die Nutzung von Daten als eigenständiges Gut viele Möglichkeiten, angefangen vom Datenhandel zu innovativen datenbasierten Dienstleistungen oder neuen Kooperationsmöglichkeiten. So können Nutzer von Produktionsmaschinen beispielsweise Sensordaten an einen Dienstleister weitergeben. Dieser bietet für die Weitergabe der Daten vergünstigte Predictive-Maintenance-Dienstleistungen an.

Datenschutz und Datenverarbeitung

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Methodik

Das Forschungsprojekt »Incentives and Economics of Data Sharing (IEDS)« hat das Ziel, Unternehmen dabei zu unterstützen, die Potenziale ihrer »Datenschätze« zu nutzen und sich gewinnbringend an Datenökosystemen zu beteiligen. Mit Hilfe von Umfragen werden dazu die größten in der Praxis auftretenden Herausforderungen ermittelt und entsprechende Lösungsansätze erarbeitet. Insbesondere die Etablierung von unternehmensinterner Datenstrategie und Datenmanagement, die Bewertung von Daten, die Gestaltung von datenbasierten Geschäftsmodellen, das Zusammenführen von Datenanbietern und -nachfragern sowie rechtliche Fragestellungen stehen dabei im Fokus der Betrachtung. 

Ergebnis

Die in IEDS erarbeiteten Ergebnisse ermöglichen Unternehmen:

  • den Wert ihrer Daten anhand von Bewertungsverfahren besser einschätzen zu können,
  • die Nutzung ihrer Daten strategisch zu planen und mit Hilfe eines systematischen Datenmanagements zu organisieren,
  • neue datenbasierte Geschäftsmodelle zu entwickeln und
  • die Datenangebote über Datenmarktplätze potenziellen Kunden effektiv bereitzustellen.

Die Unternehmen können auf diese Weise Teil eines auf europäischen Werten der Datensouveränität und -sicherheit basierenden Datenökosystems werden, das momentan auf Basis der GAIA-X- und IDS-Initiativen entsteht.

Themenschwerpunkte des Fraunhofer IAO

Zusammenführung von Datenangebot und -Nachfrage

Unternehmensübergreifender Datenaustausch kann auf verschiedenen Wegen angebahnt und durchgeführt werden. Unternehmen können sich bestehenden Initiativen bzw. Datenräumen anschließen (z. B. CatenaX), selbst Kooperationen mit anderen Unternehmen initiieren oder Daten über die Plattform eines Vermittlers (z. B. eines Datenmarktplatzes) austauschen. Auch Initiativen wie Gaia-X Association for Data and Cloud (AISBL) und International Data Spaces Association (IDSA) immer mehr an Bedeutung. Eine wichtige Frage in diesem Kontext ist, wie das Datenangebot und die Datennachfrage der Nutzenden mit Hilfe einer effektiven Datensuche zusammengebracht werden können. Hierfür wurde in IEDS ein neuartiger Lösungsansatz entwickelt. 

Im Zuge von Internet-of-Things und Industrie 4.0 haben Sensoren und die damit verbundene Datenerhebung in viele Bereiche Einzug gehalten. Um den Überblick über diese Daten zu behalten ist ein effektives Datenmanagement nötig, das u.a. dafür sorgt, dass die Daten mit aussagekräftigen, aktuellen und qualitativ hochwertigen Zusatzinformationen (Metadaten) beschrieben werden. Neben einer Beschreibung des Dateninhalts sollten die Metadaten u.a. Informationen über die Entstehung und Herkunft der Daten, Maßeinheiten und bereits erfolgte Verarbeitungsschritte enthalten. Diese Informationen sind zum einen entscheidend, um die Bedeutung der Daten verstehen und sie interpretieren und verwenden zu können. Zum anderen bilden die Metadaten die Basis für die Datensuche und -recherche.

Mit dem Einzug der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Hunger nach großen und domänenspezifischen Daten ist in den letzten Jahren ein Trend zu immer kleinteiligeren Datenangeboten für das Trainieren und Evaluieren von KI-Anwendungen zu beobachten (z.B. Sensordaten von Maschinen, Wetter, u.v.m.). Je spezifischer Datenangebote werden, desto stärker reduzieren sich potenzielle Nutzergruppen. Je spezifischer eine Datennachfrage ist, desto schwieriger sind die dazu passenden Datenangebote zu finden. Dabei werden aktuell Datenprodukte erst sukzessive aufgebaut, was noch viel Aufwand und vor allem Zeit benötigt. Klassische Such- bzw. Matching-Methoden von Angebot und Nachfrage sind zu statisch und träge, um die Datenprodukte und deren Beschreibungen auf die sich stets verändernden und neuen Anfragen anzupassen.

Hierfür wurde der Lösungsansatz »intelligenter Software-Agenten zur Repräsentation von Datenprodukten« vom Fraunhofer IAO entwickelt. Dieser Ansatz wird im wissenschaftlichen Paper »Documents as Intelligent Agents«, der Best Paper Award Gewinner der Webist 2023, genauer beschrieben. Die intelligenten Software-Agenten werten, ähnlich wie Verkäufer auf einem Markt, Kundenanfragen aus und passen ihre Kundenansprache auf die Nachfrage an. Dabei wird jedes Datenprodukt durch einen eigenständigen Agenten repräsentiert. Der Agent beobachtet die Suchanfragen der Kunden und wird vom Marktplatz benachrichtigt, wenn der Kunde das Datenprodukt des Agenten kauft oder in die engere Auswahl nimmt. Die Agenten nutzen die so gewonnenen Informationen über die Präferenzen der Kunden, um sich auf dem Marktplatz besser darzustellen und passen sich so dynamisch den sich ändernden Bedürfnissen der Datensuchenden an.

Der im IEDS-Projekt verfolgte Ansatz zur Verbesserung der Zusammenführung von Datenangebot und -nachfrage setzt sich zum einen aus den verbesserten Suchverfahren und zum anderen aus einer Simulations- und Testumgebung zusammen, die es ermöglicht, die Leistungsfähigkeit des Suchverfahrens zu messen und verschiedene Ansätze systematisch zu vergleichen. 

Data Sharing Reifegradmodell

Die Bedeutung von Daten als treibende Kraft der Wirtschaft nimmt in der voranschreitenden Digitalisierung der physischen Welt immer weiter zu. Dies zeigt sich insbesondere in den Innovationsprozessen neuer Geschäftsmodelle und digitaler Produkt-Service-Systeme, die immer häufiger von mehreren Akteuren gemeinsam entwickelt werden müssen. Angesichts dessen rücken föderierte Dienste und Services verstärkt in den Fokus von Industrien und Branchen, um die Potenziale der digitalen Vernetzung und der Kombination von Ressourcen optimal zu nutzen.

Um Daten im vollen Umfang als wertvolle Ressource in der Organisation wahrzunehmen, sollten Unternehmen einen strategischen Ansatz für das Data Sharing entwickeln, damit die gemeinsame Nutzung von Daten mit anderen Akteuren den eigenen Geschäftszielen Vorschub leistet. Ein strategischer Ansatz für das Data Sharing von Organisationen ist von entscheidender Bedeutung, um Daten effizient zu nutzen, Risiken zu managen, Werte zu schützen, Zusammenarbeit zu fördern und gesetzliche Vorschriften einzuhalten. Dies ermöglicht es Organisationen, ihre Effizienz zu steigern, die Sicherheit zu verbessern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

In diesem Kontext wurde das Data Sharing Reifegradmodell entwickelt, um Organisationen ein strukturiertes Werkzeug zur strategischen Ausrichtung von Data-Sharing Aktivitäten zu bieten. Das Ziel dieses Reifegradmodells besteht darin, Unternehmen ein Instrument zur Verfügung zu stellen, das ihnen ermöglicht, eine Analyse der aktuellen Gegebenheiten (Ist-Analyse) über verschiedene Handlungsfelder des Data Sharing durchzuführen und Handlungsschritte zur Verbesserung oder Etablierung des Data Sharing zu identifizieren.

Das Whitepaper »Data Sharing Reifegradmodell - Strategische Aspekte des Data Sharing« kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.

IEDS Gesamtergebnisse

Produkte und Leistungen

 

EaaS-Geschäftsmodelle entwickeln

Wir unterstützen Maschinenbauanbieter und Anwender, wertorientierte Geschäftsmodelle wie Equipment-as-a-Service durch Workshops und den EaaS-Canvas zu entwickeln und umzusetzen.

Zertifikatsschulung

Zeitreihenanalyse

Hier lernen Teilnehmende anhand theoretischen Modellen und praktischen Übungen den Umgang mit Zeitreihendaten sowie deren Prognosen und Optimierungen.

Digitalkonzepte für Ihre Produkte

Unsere DigiTIPS-Methode unterstützt Unternehmen in ihrer Digitalstrategie für smarte Services und Produkte.

Wie gesund ist Ihr Dienstplan?

Wir suchen Praxispartner wie Pflegeeinrichtungen, die ihre Dienstplanung verbessern, sowie Dienstplan-Softwarehersteller, die KI in ihre Lösungen bringen möchten.

Nachhaltigkeits-Check – Ist Ihr Geschäftsmodell zukunftssicher?

Wir analysieren und bewerten den Reifegraf Ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten.

Mehr zum Thema Digitale Service-Systeme und Plattformen

 

Publikation

Methodenleitfaden Equipment-as-a-Service

Alle nötigen Werkzeuge und verschiedene Methoden, um ein Equipment-as-a-Service-Konzept auf Basis des EaaS-Canvas zu erarbeiten.

 

Publikation

Diskussionspapier: Equipment-as-a-Service

Canvas zur Entwicklung von EaaS-Geschäftsmodellen: Produktionsressourcen Kunden als Service zur Verfügung stellen.